7 Sätze, die Lehrkräfte weglassen sollten

„Ihr seid ja so dumm wie Hauptschüler/Realschüler.“

 

Seit ich gewisse Lehrer nicht mehr habe, höre ich diesen Satz nicht mehr. Warum er ein Problem ist, sollte man gar nicht erst ansprechen müssen: Er ist abwertend gegenüber Haupt- und Realschüler:innen. Er ist offensichtlich als Beleidigung gemeint und verschlechtert die Beziehung zwischen Lehrkraft und Schüler:innen – die von Anfang an wohl nicht besonders gut war. Zudem haben die Schüler:innen nicht das Gefühl, sie sollten sich viel anstrengen, wenn sie sowieso als zu dumm eingeschätzt werden.

 

„Ich brauche drei starke Jungen, um dasundas zu machen.“

 

Ja, das ist sexistisch. Auch wenn es gut gemeint ist. Als ich eine Lehrkraft einmal fragte, was das soll, erklärte sie:er, Mädchen sollten sich keine Gebärmuttersenkung einfangen, was beim Tragen schwerer Dinge geschehen könne. Es gebe dann Probleme bei einer Geburt.

Zugegeben, da ist etwas dran. ABER „schwere körperliche Arbeit“ ist lediglich ein auf Wikipedia aufgezählter Faktor. Der unter anderem zuletzt genannt wird. Ganz zu Anfang kommen zum Beispiel Geburten, Bindegewebeschwäche und Beckenbodenschäden.

Dass ich keine Kinder bekommen soll, weil das zu einer Gebärmuttersenkung führen kann, hat mir noch niemand gesagt. Aber eine Kiste Bücher oder schwerer Malutensilien schleppen soll ich nicht. (Bücherkisten schleppe ich sowieso herum, zusammen mit Sätteln und – gelegentlich – kleinen Kindern – wenn das Heben dieser Dinge zu „schwerer körperlicher Arbeit“ zählt, bin ich sowieso verloren.)

 

Ein weiteres Problem an diesem Satz ist die Verbindung des Wortes „stark“ mit dem Wort „Jungen“. Natürlich können Jungen stark sein, viele sind es auch. Doch dieser Satz intoniert ein klassisches Bild der Geschlechterrollen: Jungen sind stark, Mädchen nicht. Die Problematik sollte offensichtlich sein.

 

Auch wenn dieser Satz zu Anfang wohlgemeint scheint, ist er zutiefst sexistisch. Egal, ob es jetzt von einem Lehrer oder einer Lehrerin kommt.

 

„Die Jungen machen jetzt das, die Mädchen das.“

 

Ja… Dafür, dass wir auf eine Welt zustreben, in der alle Geschlechter gleichgestellt sind, werden noch ziemlich viele Unterschiede gemacht. Ja, natürlich gibt es Unterschiede – ein Junge wird zum Beispiel nie wegen Tagen ausfallen – aber den Mädchen und den Jungen unterschiedliche Aufgaben zu geben, ist unnötig.

 

Die meisten Schüler:innen werden diesen Satz nicht als problematisch empfinden. Aber es gibt auch Menschen, die Transgender sind, die Agender sind (kein Geschlecht haben) oder Multigender sind (mehrere Geschlechter haben oder Geschlechter wechseln). Und ja, solche Leute gibt es auch an unserer Schule. Und ebenjene stehen dann vor der Entscheidung: sich selbst treu bleiben oder sich dem biologischen Geschlecht anschließen und sich selbst zu verleugnen. Vor allem, wenn man noch jung ist und seiner Geschlechteridentität noch unsicher, kann das zu Geschlechterkrisen führen.

 

Vorschlag an die Lehrer:innen: Im Klassensaal sagen Sie „Wandseite“ und „Fensterseite“ und in Sport lassen Sie es einfach ganz weg.

 

„Wenn ihr eine Musterlösung für die Arbeit braucht, schaut einfach bei *Name* nach.“

 

Äh, Datenschutz?

 

Selbst wenn es eine gute Note ist, ein Lob – es gibt einen Grund für Datenschutz! Außerdem haben Menschen die dumme Angewohnheit, eifersüchtig zu werden. Und wo Eifersucht erblüht, wächst Hass. Der:die gute Schüler:in, der:die eigentlich gelobt werden sollte, kann also leicht dem eifersüchtigen Spott seiner Klasse ausgesetzt werden. Nicht wirklich, was man erreichen wollte, oder?

 

Außerdem, wenn die Lehrkraft so dringend eine Musterlösung zur Verfügung stellen will, kann man die Arbeit (nach Absprache) kopieren und den Namen wegstreichen. Auch nicht viel besser, aber zumindest etwas.

 

„Good morning, boys and girls.“

 

Diese Begrüßung kommt eher im Englischunterricht vor und betrifft auch im Vergleich weniger Menschen. Wie vorhin schon mal erwähnt, gibt es auch an unserer Schule Menschen, die sich nicht als Boys und/oder Girls sehen. Diese fühlen sich dann von der Begrüßung ausgeschlossen. Nicht so schön.

 

Ja, es betrifft im Vergleich wenige. Laut Umfragen ist beinahe eine:r aus zehn Schüler:innen genderdivers. Also im Durchschnitt zwei Leute pro Klasse. Wie wär’s mit einem schön genderneutralen „Good morning everyone“?

 

(Nebenbei bemerkt, dieser Punkt wird vielen mehr als unnötig erscheinen. Aber da es nur eine winzige Änderung ist, die nicht schadet, kann man es doch einführen, nicht wahr?)

 

„Ich wundere mich, dass du auf dem Gymnasium bist.“

 

Wenn das von einer:m Schüler:in käme, wäre es Mobbing. Ein abwertender Kommentar, dazu gedacht, den Empfänger zu demütigen.

 

Von einer Lehrkraft ist das auch Mobbing. Punkt.

 

„Wenn du das nicht verstehst, kann ich dir auch nicht weiterhelfen.“

 

Äh… Ist das nicht irgendwie Ihr Job, Schüler:innen zu unterrichten? Ihnen die Themen so zu erklären, dass sie es verstehen?

Sie geben mit diesem Satz also zu, dass Sie nicht ordentlich unterrichten können? Wieso sind Sie dann überhaupt Lehrer:in? Sollten Sie sich nicht lieber einen Job suchen, der nicht die Weitergabe von Wissen erfordert?

Aber aus irgendeinem Grund schaffen es die Mitschüler:innen, die zufällig nebendran sitzen, dann doch, das Thema einigermaßen verständlich zu erklären.

 

Und jetzt mal ernsthaft (weil ich genau weiß, dass keine Lehrkraft einfach abdanken wird, wenn sie so einen Satz bringt): Der Satz sagt ganz deutlich „Du bist dumm. Du kannst das nicht. Jedes weitere Wort der Erklärung an dich wäre Verschwendung.“

Aber eigentlich ist es ein Zugeständnis an die eigene Nutzlosigkeit. Auch, wenn die entsprechende Lehrkraft das nicht so meint.

Wie der zuvor, ist auch dieser Satz verletzend und demütigend gemeint. Mobbing.

 

Aber es wird noch schlimmer. Der:die Schüler:in versteht das Thema nicht und hat eine Frage gestellt – nun wird ihm:ihr ganz klar vermittelt, sie:er sei zu dumm, um das zu verstehen. Wenn der:die betreffende:r Schüler:in das nächste Mal etwas nicht versteht, wird er:sie nicht fragen. Niemand hat Lust, gedemütigt zu werden. Egal wie oft.

Wenn man keine Fragen stellt, wie soll man lernen?

 

Zusammenfassung: Die Lehrkraft ist nicht fähig zu unterrichten – oder einfach nur faul; Dem:r Schüler:in wird vermittelt, er:sie sei dumm; Der:die Schüler:in wird in Zukunft, auch bei Unverständnis, nicht nachfragen.

 

 

 

Wenn sich jetzt jemand angegriffen oder ertappt fühlt: Denken Sie mal darüber nach, Ihr Verhalten zu ändern.

 

Hannah 12.11.2021