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Noten

In seinem Gottesdienst am Schuljahresanfang erwähnte Herr Jung, dass er als Schulleiter oft dafür kritisiert werde, nicht an Noten zu glauben. Also nehmen wir einmal unser Notensystem auseinander und schauen nach, ob es überhaupt Wert ist, daran zu glauben.

 

Auf einem Elternabend der sechsten Klassen (der zugegeben schon ein wenig zurückliegt) erklärte eine Mathelehrkraft, dass die Schüler:innen normalerweise in der sechsten Klasse erst einmal schlechter in Mathe werden und sich das ganz schnell aber wieder einrenkt…

 

Stopp.

 

Moment.

 

Was?

 

Die Kinder werden schlechter in Mathe? Sie wissen nicht mehr, dass 1 + 1 zwei ist? Sie können gerade und ungerade, negative und positive Zahlen, nicht mehr auseinanderhalten?

 

Die Kinder werden nicht schlechter in Mathe. Sie bekommen nur schlechtere Noten. Und das hier ist der Punkt dieses Artikels. Unser Notensystem ist suboptimal.

 

Also erstens: Was sagen uns die Noten? Nicht wirklich, wie gut jemand ist, sondern wie gut jemand im Vergleich zu den anderen ist. Immer wieder erklären Lehrkräfte, sie hätten die ein oder andere Aufgabe gestrichen, weil niemand die hinbekommen hat. Dadurch konnte man sich dann doch von einer vier auf eine drei retten. Aber eigentlich wäre man genauso gut wie vorher, wenn man jetzt die vier bekommen hätte. Der einige Unterschied ist das von der Note ausgelöste Gefühl.

 

Wer in einer Gedichtsanalyse glänzt, aber keine Kurzgeschichten interpretieren kann, wird nicht schlechter in Deutsch. Diese Person hat im letzteren Thema einfach nicht genauso gut gelernt (mit gelernt ist hier nicht das Auswendiglernen von Lernzetteln, sondern das eigentliche Lernen im Unterricht gemeint). Die Note sinkt. Die Erkenntnis: Ich bin schlechter in Deutsch geworden.

 

Vor allem in Wissenschaften, in denen es viele Themen gibt, sollte unterschieden werden, ob man im gesamten Fach schlechter geworden ist, oder nur in diesem Themenabschnitt.

 

Hier einige Dinge, von denen die Note einer:s Schüler:in auch abhängen kann:

 

Stimmung der Lehrkraft (eine gutgelaunte Person vergibt in der Regel bessere Noten)

 

Die Qualität anderer Arbeiten (wie oben erwähnt, werden manchmal Aufgaben gestrichen, um den Durchschnitt der Arbeit zu heben)

 

Das Bild der Lehrkraft der:s Schüler:in (es gibt Kurse, bei denen wir voraussagen können, welche:r Schüler:in, welche Note haben wird, weil die Lehrkraft diese Person für besser und die andere für schlechter hält)

 

Die Lehrkraft selbst (mündlich sowieso, aber auch schriftlich neigen manche Lehrkräfte zu besseren und andere zu schlechteren Noten).

 

Was kann man daraus schließen: Nicht an Noten zu glauben, ist berechtigt. Unsere persönlichen Noten hängen von der Leistung anderer ab. Dummerweise braucht man Zeugnisse zu ersten Bewerbungen.

 

Sollten wir unser System ändern? Ja. Allerdings können wir als Schule nicht einfach so unsere Noten ändern. Da müssten schon viel mehr mitziehen…

 

Hannah

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Kommentare: 2
  • #1

    Schnabeltier (Samstag, 10 September 2022 12:10)

    Ich finde Noten sollten abgeschafft werden!

  • #2

    Hedy Zeller (Dienstag, 13 September 2022 21:25)

    Ich finde dass man statt Noten lieber ein kurtzes schriftlichen featbach von der Lehrkraft bekommen sollte.