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Weihnachtskonzert

Da dies ein sehr langer Artikel ist, hier einmal die Zusammenfassung: Das Weihnachtskonzert war schön.

 

Das Weihnachtskonzert beginnt um 18:30 Uhr und nicht – wie ich dachte – um 19:00 Uhr. Wie gut, dass ich eine halbe Stunde zu früh bin. So verpasse ich nur die Anfangsrede und bekomme zumindest noch mit, dass wir alle unsere Handys auf Flugzeugmodus stellen sollen. Außerdem war sich niemand sicher, ob dieses Konzert stattfinden könne (es gab sehr viele Krankheitsfälle), weshalb sowohl Weihnachtlieder, als auch nicht-Weihnachtslieder eingeübt wurden.

 

Zu Beginn spielt die Streicher-AG ein Konzertstück. Es sind Instrumente von der Länge eines Arm bis zur Körpergröße eines Menschen auf der Bühne. Danach ist ein Publikum gefragt. Wir dürfen singen. Yay… „Wir erwarten Hochleistung“, sagt Herr Wohlert.

Also, die Streicher spielen, wir singen. „Ihr Kinderlein kommet“. Danach „Jingle Bells“. Danach verlässt die Streicher-AG die Bühne. Herr Wohlert dirigiert sie beim Verbeugen. Trotzdem bekommen sie es nicht hin, sich alle gleichzeitig zu verbeugen. Irgendwie süß.

 

Während das Orchester sich auf der Bühne breitmacht – zufrieden erkenne ich, dass die Technik-AG gewachsen ist – dankt Herr Wohlert dem Freundeskreis für die 500 €, die für die Orchesterfreizeit am vorigen Wochenende ausgegeben wurden.

Herr Wohlert kündigt an, dass das erste Stück des Orchesters „Nimrod – Enigma Variationen“ ein Stimmungstief ist. Tatsächlich ist die Musik des Orchesters auf eine feierliche Art Wehmütig. Unterschwellig klingt es nach fallendem Schnee.

Das nächste Stück ist schneller, stärker, fröhlicher. Aber nur teilweise. Andere Teile sind langsamer und klingen, als würde die Musik wie Nebel aus Eiskristallen vom Boden aufsteigen. Wenn ich die Musik zeichnen würde, würde ich diesen Nebel malen. Dann trommelnde Füße auf einem Winterwald, während Polarlichter in warmen Farben sich am Himmel drehen.

Das Stück verklingt beinahe, steigert sich, die Intensität wächst, und endet geschwungen. Die Bögen werden von den Saiten gehoben, das Saxophon von Mund und das Publikum klatscht.

 

Zum Abschluss spielt das Orchester eine Mischung aus Musikstücken aus „Frozen“. Da kommen direkt wieder Erinnerungen an den Film, den man als kleines Kind zu oft geguckt hat, auf. Zuerst spielen sie „Do you want to build a snowman?“ dann wechselt die Melodie zu „For the first time in forever“ und schließlich zu dem wohlbekannten „Let it go“. Nein, es ist mir nicht peinlich, dass ich all diese Lieder sofort erkennen und benennen kann.

Und schon ist der Auftritt des Orchesters beendet. Herr Wohlert und Luna aus dem Orchester (und dem TriChor, etc., spielt gefühlt jedes Instrument und kann singen) tauschen einen Handschlag aus.

 

Als nächstes ist der Unterstufenchor, der VivaVoce an der Reihe. Sie tragen alle Weihnachtsmützen. Herr Wohlert zieht eine große Glitzerweihnachtsmütze auf und setzt sich ans Keyboard (kurz überlege ich, ob es das Wort E-Klavier gibt). Irgendwo zerbricht ein Glas. Herr Wohlert schaut in die Runde. „Das bringt Glück“, behauptet er und der Unterstufenchor beginnt zu singen. Er singt sehr schön und es klingt, als hätten die Sänger:innen – mit Gesichtern, die einem schon tausendmal in der Pause über den Weg gelaufen sind, die man sich aber nie gemerkt hat – wirklich Spaß dabei. Natürlich haben ihre Lieder auch ein weihnachtliches Motiv. Und manchmal auch einfach nicht. Es sind trotzdem schöne Lieder. Die Stimmen sind man stark, mal sanft – genau, was das Lied gerade fordert. Beim vorletzten Lied „Siehst du die Sterne“ werden Solos gesungen und einzelne Schüler:innen müssen sich teilweise durch zwei Reihen vor an die Mikros kämpfen. Trotzdem erkennt man kein Stocken in der Musik.

 

Nur das letzte Lied des VivaVoce nagt an mir. Es ist ein Gospel, ein Kirchenlied: „God have mercy on me“ singt der Unterstufenchor. Das Publikum klatscht im Takt. „Gott, habe Gnade mit mir“ oder „Gott, sei gnädig“ bedeuten diese Worte. Es erscheint mir falsch, dass die Kinder aus der Unterstufe, die in ihrem Leben (höchstwahrscheinlich) noch nichts getan haben, was die Vergebung und Gnade eines allmächtigen Wesens benötigt, diese Worte singen.

Die Sänger:innen klatschten nun ebenfalls im Takt und wiegen sich hin und her. Das Lied erntet den größten, längsten und lautesten Applaus bis jetzt. Es gibt Jubel und Pfiffe.

 

Und eigentlich würde Herr Jung uns jetzt seine Gedanken zu Weihnachten aufdrängen… äh, mitgeben. Mit uns teilen.

Aber dazu kommt es nicht, denn Herr Jung ist krank. (An dieser Stelle wünschen wir unserem Schulleiter natürlich gute Besserung und dass er seine Gedanken dann im Weihnachtsgottesdienst mit uns teilen kann).

Deshalb erzählt Herr Wohlert jetzt eine Geschichte. Um die Zeit zu füllen. Eine Geschichte von einem Krippenspiel, die hier nicht wiederholt wird. Wer sie hören will, hätte halt zum Konzert gehen sollen.

 

Die BigBand macht sich auf der Bühne breit. Nebel steigt aus der Nebelmaschine auf und hüllt ihre Gestalten in Dunst. Man erkennt trotzdem noch Gesichter. Und das sogar ohne Brille.

Herr Würfel beginnt mit einer Ansprache. Die BigBand hieß nämlich kurzzeitig mal TriRock. Damit waren aber nicht alle einverstanden, weshalb sie jetzt wieder die BigBand sind.

Die Musik der TriRock-BigBand-was-auch-immer wummert durch den Raum und bringt meinen Brustkorb zum Vibrieren. Schwingungen erfüllen die Luft.

Die drei Sängerinnen der BigBand möchte ich besonders loben: Juliette, die alle Emotionen eines Lieds in ihrer Stimme trägt, bis die Worte nur noch Untertitel für die Emotionslosen sind; Lucia, die ihre Stimme der Musik hinzufügt und – teilweise ganz ohne Worte – vertieft sie die Bedeutung eines Lied; Leni, die den Raum mit ihrer Stimme füllt.

Nebel steigt auf, als fühle er sich von der Stärke der Sängerinnen angezogen.

 

Während die BigBand sich verabschiedet, stellen die Musiklehrer Wohlert & Würfel sich auf die Bühne. Herr Würfel hält ein Keyboard hoch und Herr Wohlert preist es an. Es sieht aus, wie aus einem Werbespot. Das ist es auch.

Wir erfahren, dass der Förderverein mit 16 000 € den (doch sehr veralteten) Keyboard-Raum unterstützt. Es werden 30 neue Keyboards und neue Tische besorgt.

(Das ist ja schön und gut, aber was ist mit unserem Informatik-Raum? Der wird schon laaange angekündigt und ich zweifle daran, dass ich ihn noch erlebe…)

 

Herr Stender rennt vorbei. Gibt es einen Notfall oder hat er aus einer Laune heraus beschlossen, zur Bühne zu rennen? Wir erfahren es nicht. Und werden es wohl auch nie wissen.

 

Nun ist der TriChor, der Ober- und Mittelstufenchor, an der Reihe. Sie beginnen mit „Irgendwas bleibt“ (dabei bekommt man eine Gänsehaut) und schließlich ein Lied von ABBA.

Vielleicht ist es doch gut, dass Herr Jung nicht da ist. Er mag nämlich keine ABBA. Eine Eigenschaft, die er mit Herr Würfel zu teilen scheint. So schlimm ist das Lied doch nicht. Und ich bin sicher, dass man als ABBA-Nichtmöger:in nicht zu sehr gefoltert wurde. Immerhin kann man über die Band hinwegsehen und die Schönheit der Vorstellung bewundern.

 

In den Mikrophonen müssen die Batterien ausgetauscht werden. Das macht die Technik-AG.

Währenddessen bedankt sich Herr Wohlert mit seiner gelben Krawatte ausführlich bei allen: den Leuten auf der Bühne, den Leuten im Publikum, der Technik, Herrn Weisbrod für die Deko, den Hausmeistern, den 12ern, die den Einlass gemacht haben, und natürlich der Schulleitung.

 

Das letzte Lied des TriChors – „I see the light – ist ebenfalls ein Disney-Lied, wie die „Frozen“-Musik des Orchesters. Haben gewisse Lehrkräfte etwa kleine Kinder zuhause, die gerade ins Disney-Alter kommen?

Es ist ein wunderbares Lied, vorgetragen mit einer Mischung aus dunklen und hellen Stimmen. Wie ein Ruf und eine Antwort. Actio und Reactio.

Mit dem Liedende verbeugt sich der TriChor. Er hat die gemeinsame Verbeugung ein bisschen besser drauf als die Streicher-AG.

 

Da Herr Jung krank ist (siehe oben), muss Frau Rempe das Schlusswort machen. Sie bedankt sich im Namen der Schulgemeinschaft für das Konzert, mit speziellem Dank an Herr Wohlert für die Organisation und wünscht allen frohe Weihnachten ein „friedliches, neues Jahr“.

Herr Wohlert dirigiert das Publikum beim Klatschen.

 

Und stopp. Wir dürfen nicht gehen. Erst müssen alle gemeinsam „O du Fröhliche“ singen. Das machen wir natürlich gerne. Und schon ist das Weihnachtskonzert vorbei. Es hat sich gelohnt, hinzugehen.

 

 

Hannah

 


Und eine kleine Anmerkung: Auf dem Schulgelände gilt offiziell 10 kmh. Niemand hält sich dran, das ist klar. 10 kmh ist fast Stillstand. Das ist mit einem Automatik schon schwer und mit einem Schalter noch schwerer. Aber mit ich-weiß-nicht-wie-viel-vielleicht-fünfzig die Busschleife runterzurauschen – im Dunkeln, nach einem Konzert, wo überall kleine Kinder rumrennen, die man umfahren könnte – ist unverantwortlich und dämlich und zu schnell.

Liebe Autofahrer:innen, manchmal ist es kein Schaden, sich zumindest an den Geschwindigkeitsbegrenzungen zu orientieren.

 


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Kommentare: 3
  • #1

    Fachschaft Musik (Samstag, 24 Dezember 2022 11:02)

    Liebe Hannah,
    vielen herzlichen Dank für den facettenreichen Artikel!
    Wie viele Details Dir aufgefallen sind - was für ein ausdrucksreicher Schreibstil! Mach weiter so :-)

  • #2

    Konzertmeisterin (Samstag, 24 Dezember 2022 11:16)

    Dankeschön Hannah, deine Konzertberichte sind immer die Besten <3♡

  • #3

    Sängerin aus dem TriChor (Samstag, 24 Dezember 2022 13:34)

    Danke für den tollen Artikel!
    Der Bericht war echt gut :)