Die Energie

 

Die Energie durchströmte den Körper des Wesens. Wie ein unglaublich mächtiger Strom pulsierte sie um es herum. Der Herzschlag der Kreatur mischte sich mit dem Strang aus Licht und Feuer. Flammen schlugen auf, Wasser, Wind, Erde. Sie alle gingen eine Verbindung ein, die sie zu einer unglaublich mächtigen Kraft verschmelzen ließen. Eine Welle aus Funken stob über das Land hinweg, riss alles mit sich. Äcker, Felder, Menschen, Wälder. Nichts blieb zurück. Alles wurde zu einer einzigen Masse vereint, die sich in den Himmel aufwölbte und wie ein Sturm durch die Schwerelosigkeit sauste. 

Das Wesen hatte keine Kontrolle mehr über die Energie. Sie hatte sich selbstständig gemacht und wuchs ununterbrochen weiter. Nichts und niemand konnte sie mehr aufhalten. Lachen. Das Wesen lachte. Eine solch starke Naturgewalt konnte niemand kontrollieren. Auch nicht das Wesen, das doch sonst so machtvoll war. Es hatte alles und jeden auf diesem Planeten unter seine Gewalt gebracht. Vielleicht war es nicht die beste Idee gewesen, diesen Energiestrudel, der seit Urzeiten unter den Erdplatten lauerte, zu entfesseln. Ungeheuerlich und fauchend wehte die glühende Masse umher und riss sämtliche Substanzen mit sich. Auch das Wesen konnte sich ihrer nicht mehr länger entziehen. Gefangen vom Anblick der rauschenden Woge starrte es wie hypnotisiert ins Leere. Das Funkeln der Energie spiegelte sich in seinen glänzenden Augen wieder. Mit einem Mal geriet die Kreatur in den Sog der Energie. Ein Lächeln auf dem Gesicht spürte es das Pulsieren in seinen Adern, ehe es abhob und auf Nimmerwiedersehen in der Sphäre verschwand. 

Die Erde bestand nur noch aus einer einzigen leuchtenden, brennenden, brodelnden Masse und schwebte träge durch den Raum. Das Schreien der Opfer des energetischen Stroms verlor sich in den Weiten des Universums.

 

Jale, 28.05.2021