24. Dezember ~Winterfeste der Antike

 

Jeder kennt Weihnachten. Mittlerweile feiert fast die ganze Welt auf irgendeine Art oder Weise Weihnachten. Dieses christliche Fest hat sich überraschend weit durchgekämpft. Doch als das Christentum noch eine kleine, unbedeutende Religion war, wurden im Winter andere Feste gefeiert, die durch Weihnachten alle verdrängt wurden.

 

Gehen wir zuerst einmal ins römische Reich. Unter dem Kaiser Aurelian (Herrschaft von 270 – 275) wurde Sol Invictus, der unbesiegte Sonnengott, Hauptgottheit der Römer. Sein Fest wurde am 25. Dezember gefeiert.

Davor feierten die Römer Saturnalien, ein Winterfest, dem Gott Saturn zur Ehre. Es reichte von 17 bis zum 23 Dezember und bestand aus Opfergaben zu Saturn, einem Festmahl, dem Austauschen von Geschenken und dem Krönen eines Saturnalienfürsts, den man auch ‚König des Trinkens‘ nannte.

 

Die Angelsachsen kannten ein Fest namens Mondraniht, Nacht der Mütter. Ein christlicher Schreiber, genannt Beda Venerabilis, regt sich darüber auf, dass es zur selben Zeit gefeiert wird, wie ‚die Geburt des Herren‘. Was genau es mit dieser Feierlichkeit auf sich hat, ist zwischen den Seiten der Zeit verloren gegangen. Es wurde eine Verbindung zu Muttergöttinnen und weiblichen Naturgeistern vorgeschlagen. Aber auch das Ehren der Mütter einer Gesellschaft ist nicht weit hergeholt.

 

Eine etwas bekanntere Winterfeierlichkeit ist das Julfest. Von den Germanen über Skandinavien bis Island wurde im Winter den Göttern geopfert. Auch hier verwehrt uns die Zeit viel Wissen. Allerdings sind manche Traditionen in das christliche Fest eingeflossen. So zum Beispiel der Christklotz, ein großes Stück Holz, das zu Heiligabend verbrannt wird. Oft wird er noch Julscheit genannt. (Zugegeben, diese Tradition ist nicht mehr so häufig.) In Frankreich gibt es ein traditionell winterliches Gebäck, genannt Buche de Noel (im deutschen Weihnachts- oder Julscheit), das aussieht wie ein Baumstamm.

Germanisch-nordische Götter, die mit diesem Fest in Verbindung stehen, sind Sol, Thor, Odin und Freyr.

 

Im Winter werden die Tage immer kürzer, während die Nächte länger, dunkler und kälter werden. Die längste Nacht gibt es am 21. Dezember, den wir heute als Winterbeginn kennen. An diesem Tag wurde in der keltischen Welt die Wintersonnenwende gefeiert. Das Fest der wiederkehrenden Sonne. In Wales wurde zudem die Geburt des Helden Mabon gefeiert.

Das die Kelten sich mit den Sonnenständen auskannten, beweist unter anderem ein altes Grab in Irland: Newgrange. Dieses Passage Tomb ist älter als die ägyptischen Pyramiden und so gebaut, dass die ersten Sonnenstrahlen am Tag der Wintersonnenwende den Eingang des Grabs beleuchten. (Wer sich für DNA- Ergebnisse und Verwandtschaftsverhältnisse unter den irischen Kelten interessiert, sollte unbedingt mal Newgrange und DNA googeln – das gibt sehr interessant Ergebnisse.)

 

Die meisten dieser Winterfeste wurden vom Christentum grob beiseite gefegt. Trotzdem sind sie nicht gestorben und werden heute erneut gefeiert. Oft leicht abgeändert, um sie in unser heutiges Leben zu integrieren.

 

Ein Phänomenen, dass man in Traditionen immer wieder findet, ist die Wilde Jagd, ein Zug aus Geistern und Göttern, die in den Raunächten, den zwölf Tagen nach der Sonnenwende, umherziehen. Die Wilde Jagd wird allgemein als negativ gesehen. Sie bringt Hagel, Sturm und Tod. Angeführt wird sie oft von Odin, einem mythologischen König oder einer Todesgöttin wie Hel. Die Wilde Jagd zieht stürmisch über den dunklen Himmel hinweg, ein Vorbote des Verderbens.

 

Und damit: Fröhliche Weihnachten!

 

Und ein gesegnetes Saturnalien, eine besinnliche Mondraniht, ein Jul voller wilder Freude und eine schöne (leider bereits vergangene) Sonnenwender. Passt auf, dass ihr in den kommenden Raunächten nicht der Wilden Jagd über den Weg läuft.

 

~ Hannah