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Das Problem mit Gendern

Gendern ist heutzutage ein Thema, über das sehr viel diskutiert wird. Ich selbst habe auch schon einige Diskussionen darüber hinter mir. Falls ihr von der Fraktion "Wieso sollte ich gendern, es reicht doch wenn man einfach Schülerinnen und Schüler sagt" seid, solltet ihr euch vor dem Lesen dieses Artikels den Artikel "Warum Gendern?" ansehen, der dies erklärt, da das, was darin erklärt wird, für das Verständnis dieses Artikels an Wissen vorausgesetzt ist. 

Wenn ihr allerdings die Hintergründe des Genderns kennt, könnt ihr hier weiterlesen. Das Problem mit dem Gendern ist nämlich folgendes: Es ist eine gewöhnungsbedürftige Schreib- und Sprechweise für viele Menschen, die verschiedenen Arten zu gendern können verwirren, die teilweise sehr schwammigen Regeln führen zu Verwirrung und zu guter Letzt finden manche es einfach "überkorrekt" und "unnötig". 

In diesem Artikel möchte ich einige Fragen zum Thema Gendern klären und mich auch damit befassen, was zu Problemen mit Gendern an sich führen kann. 

Neulich las eine Schülerin in meiner Klasse einen Text vor, in dem nicht gegendert wurde. Da ich mich nicht mehr daran erinnere, worum es genau ging, werde ich einfach das Beispiel "Schülerinnen und Schüler" verwenden. Die Schülerin las diesen nicht gegenderten Text mit richtig gegenderter Sprache vor, also als "Schüler:innen", was auch erst einmal niemandem aufgefallen ist. Als unsere Lehrkraft allerdings darauf hinwies, gab es in der Klasse gleich Personen, die gesagt haben "Ja, aber so wie es da steht mit Schülerinnen und Schüler ist es ja auch gegendert." Und das ist eben nicht so. Als darauf hingewiesen wurde, kam aus einem großen Teil der Klasse Gestöhne und Augenverdrehe. 

Ich nehme diesen Vorfall einfach mal als Beispiel für etwas, das leider oft passiert, wenn eine Person gegenderte Sprache verwendet. Ich frage mich dann immer, warum. Ich bin mir ziemlich sicher, dass die wenigsten in meiner Klasse etwas gegen diverse Leute haben. Allerdings haben sie etwas gegen das Gendern. Wieso? Weil es neu, gewöhnungsbedürftig und manchmal beim Schreiben auch nervig ist? 

Persönlich finde ich es nervig, wenn man einen Text schreibt und die ganze Zeit nicht weiß, was man benutzen soll. Schüler? Schülerinnen und Schüler? Oder doch Schüler:innen? 

Wir in der Schülerzeitung gendern. Aber da hat man es gleich wieder: Schülerzeitung - oder doch Schüler:innenzeitung? Ihr merkt wahrscheinlich an diesem Punkt, wie schwierig es manchmal sein kann, zu gendern. Leider haben wir eine gegenderte Sprache, nicht wie beispielsweise in Englisch wo die meisten Wörter sowohl für männliche als auch weibliche als auch diverse Personen angewandt werden können. "Student" ist genderneutral, ebenso wie "students". Natürlich gibt es auch hier Ausnahmen, wie etwa in "god" und "goddess", aber deutlich weniger als im Deutschen. Ich persönlich versuche aber auch hier immer genderneutrale Begriffe wie etwa "Lehrkraft" oder "Geschwisterkind" zu finden - auch wenn diese auch manchmal befremdlich klingen können. 

Ich habe auch schon Personen anmerken gehört, das ein Problem mit dem Gendern auch ist, dass auch zu Beispiel transphobe Leute (= Leute, die Personen, deren Geschlecht nicht zu ihrem Körper passt, diskriminieren) gendern können und das dann sofort als toll angesehen wird, obwohl diese Personen eigentlich gegen diverse Leute sind. 

Selbst habe ich auch schon in Aufsätzen oder bei Präsentationen dagesessen und mich gefragt, ob ich jetzt gendern soll oder nicht. Eigentlich will ich das immer machen, aber ich weiß eben auch, dass dann extrem viel Kritik zurück kommt, die ich nicht unbedingt will. Ja, das ist dumm, weil dank dieser Argumentation wirklich nur die wenigsten Leute gendern. 

Aber bevor ich mich zu sehr in dieses Thema hineinsteigere, will ich einen anderen Aspekt ansprechen, nämlich die verschiedenen Arten des Genderns. Es gibt folgende Arten, zu gendern: Schüler/innen, SchülerInnen, Schüler*innen, Schüler:innen. Zumindest sind das jene, die ich kenne. 

Die erste Art hat die Problematik, dass ein Schrägstrich eigentlich "oder" bedeutet, was diverse Personen wieder ausschließt. Ja, bei dieser Argumentation werden wieder Leute die Augen verdrehen, aber da es ein kleiner Punkt ist, kann man ja auch einfach einheitlich gendern. Bei der zweiten Art haben wir überhaupt kein "Lückensymbol" welches für diverse Leute stehen würde. Die Sternchen-Variante ist wohl die bekannteste und hat im Prinzip auch keine Nachteile, bis auf den, dass bei Texten auf dem Computer, die sich zum Beispiel Blinde Menschen vom Computer vorlesen lassen, bei dieser Variante gegenderte Worte als "SchülerSternchenInnen" vorgelesen wird, wohingegen bei der "Schüler:innen"-Variante dies nicht der Fall ist, und lediglich eine Pause gemacht wird, weshalb wir diese Art auch in der Schülerzeitung benutzen. 

Ich selbst finde es seltsam und verwirrend, dass man bei einer so instabilen Rechtschreibregel auch noch mehrere Arten hat, diese zu verwenden. Meiner Meinung nach sollte man eine einheitliche Art des Genderns einführen, damit es nicht zu Verwirrungen kommt. Auch bei unseren Sdui-Nachrichten, die von verschiedenen Leuten geschickt werden, ist es interessant zu beobachten, dass manche mit Sternchen, manche mit Doppelpunkt und manche gar nicht gegendert sind. Auch im Text des diesjährigen Hausaufgabenheftes wurde teilweise mit Sternchen gegendert, teilweise gar nicht. 

Das möchte ich hier auch gar nicht kritisieren, es soll nur unterstreichen, was ich damit meine, dass Gender-Regeln sehr schwammig sind. 

Dieser Artikel ist ziemlich lang (zu lange dafür, wenn man bedenkt, dass ich morgen eine Klassenarbeit schreibe und noch lernen könnte) und ich finde das zeigt gut, was für ein kompliziertes Thema das Gendern heutzutage ist. 

Was ist denn eure Meinung zum Thema Gendern? Benutzt ihr es oder nicht und wieso? Schreibt es gerne in die Kommentare! 

 

Julia


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