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B10 - Ausbau

 

Sicherlich habt ihr schon von der Debatte über den geplanten B10 - Ausbau gehört, doch was steckt eigentlich dahinter? Wie lauten die genauen Pläne, und welche Argumente sprechen dafür oder dagegen?

Um diesen Fragen genauer auf den Grund zu gehen, haben wir Walter Herzog (Mitglied beim BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland) und ehemaliger Lehrer am ETGA) zu diesem komplexen Thema interviewt.

 

Hedy: Erzählen Sie, worum geht es beim B-10 Ausbau?

 

Walter Herzog: Beim B-10 Ausbau geht es eigentlich darum, was überall da passiert, wo zwischen A und B eine Verbindung hergestellt werden muss. Diese kann man immer verbessern, wegen Verkehrsströmen, die sich ändern, Einwohnerzahlen, die sich ändern, also es geht eigentlich um den Ausbau einer Bundesstraße, die den Verkehr besser aufnehmen und stärker leiten soll. Also ganz generell ohne Richtung, das ist eingentlich, was üblicherweise Straßenausbau definiert.

 

Julia:Wie lange ist das jetzt schon im Gespräch?

 

Walter Herzog: Na ja, die B10 ist ja jetzt schon sehr lange im Gespräch, schon fast 40 oder 50 Jahre, denn die B10 ist eine wesentliche Verbindung von Ost nach West also von zum Beispiel Pirmasens nach Landau oder von Saarbrücken nach Karlsruhe. Insofern ist sie früher immer durch alle Ortschaften gegangen, durch Annweiler, Queichhambach, Albersweiler usw., auch durch Wilgartswiesen, und das ist natürlich für die Anwohner unerträglich, also ging es eigentlich um eine Ortsumgehungsstraße, die die Orte umgeht, zumindest in dem Bereich zwischen Pirmasens und Landau.

 

Hedy: Was denken Sie, wie lange wird das jetzt noch gehen?

 

Walter Herzog: Das kommt darauf an, welchen Ausbau man meint. Ich habe ja vorhin eine ganz allgemeine Antwort gegeben, was die Politik plant. Die planen eine Autobahn und das ist die Frage, ob man hier eine Straße so ausbauen muss, denn zwischen A und B gibt es ja auch immer Landschaft und Gelände. Ist so eine Straße in dieser Hinsicht auch verträglich, denn das eine ist die Funktion der Straße: Verkehrsströme leiten; und das andere ist, in wie weit wir bereit sind, Räume zu zerstören, zu verändern, um eben das andere zu erreichen. Das offizielle Ziel sind Ortsumgehungen, also man spart Zeit. Z. B. bei Hinterweidenthal war früher einmal eine Ampel, da musste man ewig warten; jetzt ist da keine Ampel mehr. Oder nehmen wir hier Annweiler: Da ist alles früher durch den Ort gegangen, wenn man jetzt durch den Tunnel fährt, muss man nicht mehr mit Stop and Go fahren; am Bahnübergang muss man nicht mehr halten, das spart Zeit. Darum geht es eigentlich beim Ausbau. Das, was die B10 ist, ist eine Regionalstraße zwischen Pirmasens und Landau, und für den Regionalverkehr reicht das so, wie es jetzt ist. Hin und wieder einen Unfallschwerpunkt  ausräumen, ja, aber nicht eine Autobahn. Eine Autobahn bringt für den Regionalverkehr nichts; denn heute hat man vielleicht manchmal keine Zeit; es bringt aber auch LKW und Transitverkehr auf die Straße. Wenn die B10 nicht mehr weiter ausgebaut wird, dauern die Arbeiten noch 10 Jahre, wenn sie ausgebaut wird, wird es 30 oder 40 Jahre dauern.

 

Julia: Wie ist diese Idee zum B10 Ausbau überhaupt entstanden?

 

Walter Herzog: Also es gibt ja Raumordnungen, die Raumplanung, die sieht ja vor, dass bestimmte Räume, die Gleichwertigkeit, hergestellt werden. Pirmasens hat recht geklagt, weil die Schuhindustrie eben nicht mehr dieses Arbeitsplatztangebot gemacht hat, wie es die ganzen Jahre lang war.  Damals war Pirmasens und auch Hauenstein  ein wirtschaftlich sehr starker Raum, es gab sehr viele Arbeitsplätze; und dadurch, dass die Schuhindustrie abgewandert ist, musste ein Strukturwandel stattfinden. Die Menschen sind auch eher da hingezogen, man hat mehr Autos gehabt, und deswegen ist die B10 eigentlich eine wichtige Straße gewesen - oder ist immer noch eine - , die eben die Verbindung herstellt zur Oberrheinschiene, also zu dem Rheingraben, dort wo die Arbeitsplätzte sind. Insofern ist sie regional bedeutsam; da man da eben die Autobahn entlasten wollte, musste man eben irgendwo außerhalb der Orte eine Linie finden; das ist das, was die B10 eigentlich ausmacht.

 

Hedy: Sie sind ja beim BUND, der gegen den B10 Ausbau ist, welche Gründe sprechen denn dagegen?

 

Walter Herzog: Genau das, der Eingriff in die Natur und die Landschaft. Wir befinden uns hier im internationalen Biosphärenreservat, das ist einzigartig, das ist von der UNESCO auch anerkannt, also ein Kulturerbe, es soll sich also eine Modellregion entwickeln für nachhaltige Entwicklung von Natur und Mensch. Die Region hat ihr Alleinstellungsmerkmal, dass unser Waldgebiet weitgehend unzerschnitten ist, das ist das größte, zusammenhängende Waldgebiet Westeuropas und bildet zusammen mit den Nordvogesen das größte in Europa; und die B10 durchschneidet wohl auch aktuell dieses, aber das ist für die Tierwelt nicht das Entscheidende. Wenn jetzt aber eine Autobahn gebaut wird, und das sieht man bei Hinterweidentahl , dort ist es ja schon autobahnähnlich ausgebaut, werden Zäune errichtet und unwiederbringlich werden auch Täler ausgeräumt. Ihr müsst euch vorstellen, wenn man von Hinterweidenthal nach Hauenstein fährt, dann ist es sehr eng; ich habe ein Kerbtal, also ein enges Tal, und ich muss ganz viel von dem wegräumen: unwiederbringlich Felsen weg und Naturräume weg, alte Lebensgemeinschaften zerstören, um eben eine Autobahn zu bauen. Jetzt komme ich wieder zurück , wir brauchen die Autobahn eigentlich nicht, denn der europäische Verkehr, der Transitverkehr für die LKW, der hat zwei Routen die A6 Kaiserslautern und die A5, diese beiden sind ausgewiesen als sogenannte Transeuropäische Achsen, wo der Verkehr dann europäisch rollen soll. Die B10 liegt genau in der Mitte, die braucht die Funktion nicht, die hatte sie auch nicht, das war eine regionale Straße, wird aber jetzt durch den Autobahnausbau internationale Route und dadurch wird prognostiziert, dass sich dann 10.000 LKW auf der B10 bewegen, wenn die Prognosen stimmen, die die Planer geben. Heute bewegen sich um 3.500 bis 4.000 LKW auf der B10. Das passiert dann im Zusammenhang mit eben diesem Biosphärenreservat und der Zerstörung, die wir akzeptieren, Täler zuschütten, ganze Felsen wegräumen, komplett alles, damit da eine Autobahn ist: Das halten wir für absolut widersinnig und das widerspricht allem nachhaltigen Gedanken und einer Modellregion für nachhaltige Entwicklung.

 

Hedy: Und was ist der BUND überhaupt?

 

Walter Herzog: Der BUND nennt sich ja Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland, das ist eine Vereinigung von Umweltschützern, so werden wir ja genannt, die sich genau dieser Themen annehmen. Also Landschaftsverbrauch, es geht beim BUND z. B. aber auch um die Wiederansiedlung von Luchsen, da gibt es ja Luchskorridore; die Wildkatzte ist ein Projekt, Wildkatzenkorridore; weil wir Menschen Korridore von solchen Tieren missachten und wir wieder ein Habitat herstellen müssen oder zumindest einmal begünstigen, das lebendig funktioniert. Der BUND ist jetzt im Gegensatz zum NABU, der sich hauptsächlich um die Vogelwelt kümmert,  so ähnlich wie Greenpeace übergeordnet auch politisch tätig, um auf gewisse Dinge Einfluss zu nehmen. Als Naturschutzverband wird er gehört, er gibt dann aus Naturschutzgründen seine Empfehlungen und ist dann sozusagen auch im Prozess der Erörterung und der Planung und der Umsetzung der Planung eingebunden, das ist das Entscheidende.

 

Hedy:Vielen Dank für das Interview!

 

 

 

                                                                                                                                                    Julia & Hedy

 

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