2. Dezember

Eine kleine Adventsgeschichte

 

An einem Abend im Winter lag der Schnee so hoch, dass das kleine Lämmchen Mühe hatte, durch die weiße, kalte, fluffige Watte zu stapfen. Dies war sein erster Winter und es hatte sich sehr über den flockigen Spaß gefreut, der vom Himmel fiel und mit dem man so gut spielen konnte. Doch an diesem Abend war es zu überwältigt vom Anblick der Sterne gewesen und hatte vergessen, dem Licht von der Laterne des Schäfers und dem Geläut der Schafsglocken zu folgen. Jetzt versuchte es im Schimmer des Mondes die Fußstapfen der anderen Schafe auszumachen und sie zu verfolgen. Doch es wurde immer kälter und die Wolken versteckten zunehmend die Sterne und den Mond. Es begann zu frieren, trotz der kuscheligen, warmen und flauschigen Wolle, die es trug. Es wollte sich am liebsten ins Stroh zu den anderen in den warmen Stall legen und den wundervollen Tönen des Instruments des Schäfers in den Schlaf lauschen. 

Seine Mutter war auch nicht mehr hier, es war ganz alleine.

Es streckte sein Näschen in die Höhe und schnupperte, ob es irgendeinen vertrauten Geruch in der eiskalten Luft wahrnehmen konnte. Doch es roch nur nach den Tannen des Waldes. 

Das kleine Schäfchen wusste nicht, was es tun sollte und versuchte weitere Schritte durch den tiefen Schnee zu machen.

Irgendwann war es zu müde und ließ sich in das weiche Puder plumpsen. Nach kurzer Zeit war es schon fast eingeschlafen, als es knirschende Schritte im Schnee hörte.

Es konnte gar nicht schnell genug den Kopf heben, um zu sehen, wer oder was da in seine Richtung kam. Es bekam Angst, und zitterte nur noch mehr. Doch noch bevor es sich vor der schemenhaften Gestalt, die plötzlich vor ihm stand fürchten konnte, strich eine warme feuchte Schnauze über sein erschöpftes Köpfchen. Der unverkennbare Geruch seiner Mutter stieg ihm in die Nase, was in diesem Moment pures Glück für das kleine Lamm war. Es fühlte sich so geborgen, wie noch nie zuvor.

Weil es aber noch so geschwächt war, dass es sich nicht rühren konnte, begann seine Mutter, es mit ihrer warmen Zunge abzulecken, sodass ihm nach wenigen Augenblicken wieder warm wurde. Ja, es spürte regelrecht, wie die Wärme wie lauwarme Milch durch seinen Körper floss. Dann stand es, ein wenig wackelig auf den Beinen, wieder auf und torkelte zu seiner Mutter. Es fiel auf die Vorderbeine und trank gierig die leckere Muttermilch.

Als es nach diesen anstrengenden Stunden wieder gestärkt war, folgte es der erfahrenen Mutter den weiten Weg zum Stall. Sie passte immer auf, dass ihr Kleines noch bei ihr war. 

Im Stall angekommen wurden die beiden herzlich von dem Rest der Herde und dem Hirten empfangen. Alle waren froh, dass die zwei vermissten wieder da waren. 

Endlich war das kleine Lämmchen zu Hause. Bei seiner Familie. Und überall in dem kleinen Stall duftete es nach frischem Heu. 

Das Lamm legte sich zu seiner Mutter ins Stroh.

Während sich alle Schafe langsam beruhigten und es immer stiller wurde, nahm der Hirte seine Schalmei und spielte. Und das Lämmchen legte sein müdes Köpfchen sachte an den warmen Bauch seiner Mutter, streckte alle Beinchen von sich und fiel glücklich in einen tiefen Schlummer voller süßer Träume.

 

Inka

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