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Lasse: Die erste Frage an Sie wäre: Wie lautet ihr voller Name?
Herr Sander: Sebastian Sander.
Lasse: Also keinen Zweitnamen?
Herr Sander: Nein.
Lasse: Dann dürfen Sie gerne etwas über sich selbst erzählen. Was sollte man über Sie wissen?
Herr Sander: Ja ich wohne in Landau, komme ursprünglich von weiter Norden aus dem Mainzer Umland und ja, habe eigentlich auch in dieser Gegend mein Referendariat gemacht, war dann vier Jahre lang in Karlsruhe an einer Berufsschule und genau, freue mich, jetzt wieder in der Pfalz zu sein.
Lasse: Sie waren in Karlsruhe an einer Berufsschule. Wie ist der Unterschied zwischen einer Berufsschule und einem Gymnasium?
Herr Sander: Also die haben dort auch ein berufliches Gymnasium, aber ich hab eben Schüler ab 16 Jahren. Aber dann eben auch auf allen Niveaustufen, von jemand macht in zwei Jahren seinen Hauptschulabschluss nach bis eben normales Gymnasium und dann auch Berufe, wie Erzieher, Gastronomie oder Pflege, haben wir in Karlsruhe ausgebildet.
Lasse: Welche Fächer unterrichten Sie und warum?
Herr Sander: Ich unterrichte Geschichte und katholische Religion und ich unterrichte die Fächer, weil ich Spaß dran habe, weil sie mich auch einfach persönlich interessieren und weil es für mich auch ein spannender Unterricht ist, weil immer wieder etwas anderes rauskommt.
Lasse: Welche Leistungskurse hatten Sie denn damals in der Schule? Deckt sich das mit ihren Unterrichtsfächern?
Herr Sander: Ich hatte Geschichte Leistungskurs, Biologie Leistungskurs und Mathe Leistungskurs, wobei ich Mathe abgestuft habe und das lag auch an meinen Noten damals.
Lasse: Was war überhaupt Ihre Motivation, Lehrer zu werden?
Herr Sander: Also auch meine Fächer durchaus. Also ich hatte Lust, diese Fächer auch zu studieren und das aber auch sich mit Schülern darüber zu unterhalten, einen Stoff zu diskutieren, zu schauen, welche unterschiedlichen Sichtweisen es da drauf gibt. Ja, das ist so meine Kernmotivation auch heute noch.
Lasse: Gab es auch andere Berufswünsche oder war das für Sie sofort klar?
Herr Sander: Ja, also ich denk mir auch so rückblickend, man ist ja jemand anderes, wenn man mit dem Studium fertig ist und ich hätte mir jetzt auch rückblickend schon vorstellen können, so stärker in den wirtschftlichen Bereich reinzugehen, aber damals nach dem Abitur war das überhaupt kein Thema für mich.
Lasse: Welchen Lehrerspruch benutzen Sie am häufigsten?
Herr Sander: Also in den letzten Wochen eigentlich so: "Wir können das jetzt so machen und bisschen ruhiger werden oder wir schreiben halt einfach was ab."
Lasse: Und was können Sie gar nicht ausstehen, einmal getrennt in Leben und Schule beziehungsweise Schüler:innen?
Herr Sander: Also ich glaube, das trifft auf beide Kontexte zu. Wenn jemand versucht, gezwungen lustig zu sein. Das ist eine Eigenschaft, mit der ich überhaupt nicht klarkomme.
Lasse: Tee oder Kaffee?
Herr Sander: Beides, aber auch nicht in großen Mengen.
Lasse: Was ist Ihr Lieblingsbuch, Ihr Lieblingsfilm und Ihre Lieblingsserie?
Herr Sander: Lieblingsbücher, weil ich würd's durchaus zusammenfassen, sind eigentlich die Werke von Walter Moers. Und Lieblings... was war noch alles drin?
Lasse: Film und Serie.
Herr Sander: Lieblingsserie ist Doctor Who und Lieblingsfilm habe ich jetzt gar keinen spezifischen. Ich fand in den letzten Jahren den Dune Film eigentlich ganz gut.
Lasse: Welche Werke sind das? Also welche Titel? Sie haben jetzt nur gesagt Walter Moers.
Herr Sander: Also von Walter Moers würde ich am ehsten sagen "Rumo und die Wunder im Dunklen". Ja, also Walter Moers, Deutschlehrer mögen den auch oft ganz gerne, wenn sie ihn kennen, hat auch eben viele literarische Werke verarbeitet in seiner Literatur und hat das aber in einen fantastischen, sehr fantastischen Kontext eingearbeitet. Und ist eben auch der Schöpfer von Captain Blaubär. Ich mag eben diese, einerseits ist es ne Normative, die die Geschichten aufbaut, eine starke Emotionalität, aber man kann sie auch nach einem sehr langem Schultag, einem anstrengenden Tag, zu Hause kann man sie trotzdem noch lesen, ohne, dass einem nach jeder Seite die Augen zufallen.
Lasse: Was ist Ihr Lieblingsmusiker oder Ihre Liebliungsmusikerin?
Herr Sander: Nee. Also mein Musikgeschmack ist nicht besonders ausgeprägt.
Lasse: Hören Sie überhaupt viel Musik?
Herr Sander: Ja, aber ich habe eben kein spezifisches Genre. Aktuell bin ich eigentlich ganz stolz darauf, dass ich meine Kinder auf Max Raabe angesetzt habe und wir jetzt auf Autofahrten Max Raabe hören können und nicht ganz schlimme Kindermusik, die einem das Hirn verbrennt.
Lasse: Wenn Sie eine berühmte Person treffen könnten, egal ob tot oder lebendig, wer wäre das und warum?
Herr Sander: Boah, bei einem Geschichtslehrer kann man da natürlich einiges aufreißen.
Lasse: Das ist jetzt Ihre Chance!
Herr Sander: Also, ich spring jetzt so von einer Person zur nächsten und denk mir so, ja und das und von dem gibt es noch eine Quellenlücke und man weiß nicht, wie diese Person motiviert ist. Ich denke auch die ganze Zeit, ich muss jetzt ziemlich weit zurück, weil da haben wir jetzt nicht so das perfekte Quellenmaterial. Da müsste man sich schonmal nochmal mit einem Augustus unterhalten können. Aber es gibt jetzt keine Person, wo ich sagen würde: Ja, genau mit dieser Person könnte man mal sprechen. Ich denke, da bin ich als Historiker einfach vorbelastet, weil ich aus der Perpektive denke: Von wem bräuchten wir jetzt noch mal ein Zeitzeugen-Interview um Quellenlücken zu füllen.
Lasse Vielleicht finden Sie jemanden aus der jetzigen Welt.
Herr Sander: Mit Klaus Teuber würde ich mich gerne noch unterhalten, als Schöpfer von Siedler (Brettspiel). Vor ein oder zwei Jahren ist der verstorben und es ist einfach eines meiner absoluten Lieblingsspiele die ich gespielt habe auch in meiner Jugend- und Studentenzeit und ja, mit Klaus Teuber würde ich mich gerne nochmal unterhalten. Wie er auf seine Ideen gekommen ist und wie sich die Sachen entwickelt haben.
Lasse: Haben Sie damals von ihm nur Siedler gespielt oder auch andere Spiele?
Herr Sander: Die älteren auch teilweise, aber es ist eigentlich keines so hängengeblieben wie Siedler, was wir dann mit sehr vielen Extra- und Hausregeln in der Studentenzeit gespielt haben.
Lasse: Was ist Ihre generelle Meinung zum Thema Nachhaltigkeit und Klimaschutz?
Herr Sander: Ein Hauptproblem bei diesem Thema Nachhaltigkeit und Klimaschutz ist, wie ... ich bin persönlich ein großer Freund der Marktwirtschaft ... wie kriegen wir unser System dahin, dass wir sagen können, das ist ein wirtschaftlicher Fortschritt, dass wir eben Sachen nachhaltig halten. Ein Hauptproblem ist eben gerade dieses Greenwashing. Das präsentiert wird, ja, dass wenn man diese Produkte kauft, dann handelt man nachhaltig, obwohl nachhaltig ja oft bedeutet, ich kauf gar nichts, sondern schau eben, wie ich mit den Sachen zurechtkomme, die ich habe oder wie bekomme ich Sachen gebraucht, aber da setzt halt der Markt oft falsche Anreize, wenn es eben günstiger ist, Sachen neu zu kaufen, als gebrauchte Sachen zu präferieren.
Lasse: Haben Sie ein geheimes Talent und wenn ja, welches wäre das denn?
Herr Sander: Ja, wenn ich das jetzt sagen würde, wäre es ja nicht mehr geheim.
Lasse: Ja, das ist ja das Ziel.
Herr Sander: Also ich hatte mal eine Schule, wo Schüler sehr überrascht davon waren, wie schnell und leise ich mich in einem Raum bewegen kann. Und ja, wahrscheinlich habe ich wirklich dieses Talent, wenn ich überleg‘, wie oft ich auch Schüler an ihrem Tablet mit Sachen erwische, die nicht zum Unterricht gehören. Ja, ich kann mich leise und schnell in Unterrichtsräumen bewegen.
Lasse: Was ist Ihrer Meinung nach der Sinn des Lebens?
Herr Sander: Ja, keine allgemein beantwortbare Frage. Ich denke, es ist eine Frage, die aus einem selbst herauskommen muss. Es ist auch eine Frage, die man auch schwierig in Worte fassen kann. Ich denke dieses Vorgeben von Lebenssinn und sich dann als Person daran zu halten, kann manchmal auch ziemlich schwierige Situationen bringen. Denn dann ist Lebenssinn nicht Lebenssinn sondern Erwartungen, die eben von Gesellschaft und Anderen aufgedrückt werden und zum Lebenssinn gemacht werden. Ja, man muss in sich reinhören und auf seine eigenen Bedürfnisse und Ziele achten, unabhängig von dem, eigentlich, was andere Menschen einem vorgeben und dann kann man sich dem annäheren.
Lasse: Was wollen Sie in Ihrem Leben noch erreichen? Haben sie da einen Plan?
Herr Sander: Nee, nichts, auf das ich mich jetzt festlege. Vielleicht erreicht man dann Dinge, wo man sagt, die wären schön. Ich habe meinen Beruf, in dem ich gerne arbeite, habe Kinder, mit denen ich glücklich bin und bin auch mit meiner Beziehung glücklich. Und jetzt ist auch das Problem gelöst, wo werde ich irgendwann leben? Jetzt ist klar, wir bleiben in der Pfalz, seit ich auf dem Trifelsgymnasium bin. Jetzt kann ich mir erstmal überlegen, wie geht's jetzt weiter.
Lasse: Was macht eine gute Klasse für Sie aus?
Herr Sander: Natürlich spielt der Lautstärke/Unruhe-Faktor eine Rolle. Aber ich glaube, das Entscheidende ist einfach, wenn bei der Mehrheit einer Klasse der Punkt angekommen ist: Okay, wir machen jetzt hier Unterricht, wir beschäftigen uns jetzt weder mit anderen Sachen und quatschen nicht, sodass wir den Kopf abkapseln. Und wenn die Mehrheit der Klasse eben bereit ist, sich mit den Dingen auseinanderzusetzen und egal, wie es dann läuft, ist guter Unterricht möglich.
Lasse: Wenn Sie könnten, was würden Sie am System Schule ändern?
Herr Sander: Das ist auch eine Frage, mit der man den Rahmen sprengen kann. Ich hätte gerne mehr Zeit. Also Einzelstunden sind gerade einfach die Krux, weil ich da viele Möglichkeiten nicht habe, die ich mit Doppelstunden oder wenn ich einfach mal einen Tag hätte hätte. Das wäre für mich so ein Ansatzpunkt. Wie können wir Zeit anders einteilen, sodass wir eben auch unterschiedliche Unterrichtsformen haben. Da sind wir einfach mit der Stundentafel und Einzelstunden stark eingeschränkt. Eine Zeit lang kann man das gern so machen, aber wenn man mal einen Tag hätte, könnte man ganz anders an ein Thema herangehen und mit den Schülern in die Tiefe gehen. Ich glaube, das wäre ein Ansatzpunkt, wo man ohne groß Gebäude einzureißen viel bewegen könnte.
Lasse: Haben Sie noch Fragen an die Schülerzeitung?
Herr Sander: Nein, aber die Möglichkeit würde ich nutzen, um Werbung zu machen für meine Brettspiel-AG. Die ist dienstags immer von 13:00 Uhr bis 15:00 Uhr im Raum A2.17.
Lasse: Okay, dann war das die abschließende Frage dieses Interviews.
Lasse
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